Gobi Trip Teil 1 - Drei Sonnen am Himmel

Die Schönheit der Mongolei findet man sicher nicht in Ulaanbaatar. Mit Unterstützung meines Hostels fand ich eine organisierte Tour, bei der ich mitfahren konnte, elf Tage lang die Mongolei erkunden. Ich hatte gehofft, dass ich wie bei unserem Ausflug nach Terelj selbst etwas organisieren konnte. Da die meisten Sehenswürdigkeiten aber so abseits liegen, kommt man ohne einen guten(!) Fahrer nirgendwo hin, vor allem bei so viel Schnee.

Der Weg ist das Ziel!
Der Weg ist das Ziel!

Ein Brite, zwei Spanier und eine Deutsche

Könnte der Beginn eines sehr schlechten Witzes sein, aber es war die Zusammensetzung unserer kleinen Reisegruppe. Natürlich gab es noch einen mongolischen Fahrer, der zum Glück auch etwas Englisch sprechen konnte. Als ich vom Rest der Gruppe abgeholt wurde, saßen sie bereits, wie konnte es auch anders sein, in einem guten alten UAZ-Bus. Nachdem mein Rucksack und Proviant verstaut waren und ich es mir auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte, ging die Fahrt los. Ich zerstöre am besten gleich die Illusion, dass man bei einer solchen Tour ein Highlight nach dem anderen sieht. Meistens saßen wir den ganzen Tag im Auto, um an unser Ziel zu gelangen. Auf dem unwegsamen Gelände kommt man nur langsam voran. Dafür ist der Weg und die Landschaft, die man durchquert, selbst schon eine außergewöhnliche Erfahrung. Die weiten hügeligen Grassteppen, bedeckt von einer weißen Schneeschicht, zeigten nur sehr selten Spuren menschlicher Existenz. Der Orientierungssinn unseres Fahrers war erstaunlich, abseits der asphaltierten Straße gab es kaum (eigentlich gar keine) Schilder, die Wege bestanden aus Reifenspuren, die im Schnee manchmal kaum zu erahnen waren. Konzentriert beobachtete der Fahrer die Hügel am Horizont, um dann plötzlich abzubiegen. Für mich sahen sie wirklich alle gleich aus und trotzdem erreichten wir (meistens) auf ziemlich direktem Weg den geplanten Ort.

Unser erstes Ziel war das Felsmassiv Baga Gazariin Chuluu, in dessen Mitte sich ein kleines zerstörtes Kloster befindet. Die Ruinen waren nicht sonderlich eindrucksvoll, dafür die umliegenden Felsenburgen aus verwittertem Granitgestein umso mehr. Wir waren alle froh uns nach der langen, holprigen Fahrt etwas bewegen zu können, mussten aber bald weiter zu unserer Unterkunft. Glücklicherweise war sie nicht sehr weit entfernt. Die nächsten zehn Nächte würden wir in Gers verbringen, meistens ohne Strom und fließend Wasser. Als erstes bat man uns in das Ger der Familie, um heißen Milchtee zu trinken. Die Mongolen sind generell sehr gastfreundlich und empfangen gerne Besuch. Unser Abendessen bestand aus einer heißen und scharfen Suppe, die unser Fahrer gekocht hatte. Genau das richtige bei der Kälte! Während der ganzen Zeit heizte ein Feuer das Ger, in dem wir schlafen sollten. Obwohl der Ofen gute Dienste leistete, schliefen wir unter Decken in dicken Schlafsäcken. Sobald das Feuer herunter gebrannt war, wurde es sehr schnell kalt, kein Wunder bei fast -30° Außentemperatur. Bei der letzten Kontrolle des Ofens legte der Fahrer sogar noch eine zweite Decke über mich.

Gefrorenes Bier und Kameljoghurt

Als ich am Morgen aufwachte, zog ich mir die Decken bis zur Nasenspitze hoch. Es war so kalt und ich wartete darauf, dass jemand zum Feuer machen kommen würde, wie an jedem Morgen. Sobald es warm war, gab es ein kleines Frühstück und wir machten uns wieder auf den Weg. Nachdem wir in der Provinzstadt Mandalgobi einkaufen waren, kreuzte irgendwann eine riesige Kamelherde unseren Weg. Wilde Kamele gibt es in der Mongolei kaum noch, sie werden allerdings als Nutztiere gehalten. Man nimmt sie als Transportmittel, aber verwendet auch ihre Milch, das Kamelhaar und natürlich das Fleisch. Vegetarier haben es in der Mongolei sehr schwer. Als wir am Ziel, Tsagaa Survaga (oder White Mountain), ankamen, konnten wir eine weitere interessante Felsformation bewundern. Allerdings blies dort ein eiskalter Wind, so dass es keiner von uns lange draußen aushielt. Nach einer Stärkung im Auto fuhren wir zu unserem Gercamp, aber es war niemand da. Um uns die Zeit zu vertreiben, tranken wir ein Bier in dem kleinen Pavillon. Der war so niedrig, dass ich mir gleich zweimal den Kopf stieß, einmal so fest, dass ich rückwärts umfiel. Das sorgte kurzzeitig für gute Stimmung. Aber als das Bier begann zu Eis zu werden und wir aufpassen mussten, dass unsere Lippen nicht an der Dose fest froren, zogen wir uns lieber ins Ger zurück. Bei der Familie gab es heißen Milchtee wie immer nur diesmal mit Kamelmilch und ich nahm mir ein vermeintliches Stück Gebäck, das sich aber als getrockneter Kameljoghurt heraus stellte. Der Geschmack war, obwohl etwas säuerlich, ganz gut, es war aber so hart, dass ich es kaum kauen konnte. (Wieder amüsierten sich meine Mitreisenden köstlich!)

Der nächste Tag begann mit einem seltenen Wetterphänomen, Nebensonnen, auch Parhelia genannt. Sie treten in Erscheinung, wenn es sehr kalt ist und die Sonnenstrahlen von kleinen Eiskristallen in der Luft gebrochen werden. Es sieht dann so aus, als würden drei Sonnen aufgehen. Nachdem Frühstück konnten wir beobachten, wie Kamele gemolken werden. Ein Kameljunges nach dem anderen wurde aus der Umzäunung freigelassen. Sobald es bei seiner Mutter trank, kam die Frau mit ihrem Eimer, um etwas von der Milch abzuzweigen. Unsere Begeisterung darüber irritierte unsere Gastfamilie etwas, für die das ja alltäglich ist. Vor der Weiterfahrt musste erstmal der Tank aufgetaut werden, eine weitere faszinierende Entdeckung für uns. An diesem Tag waren die Straßen größtenteils asphaltiert und wir kamen gut voran. Deswegen erreichten wir schon am frühen Nachmittag die kleine Stadt Dalanzadgad, die am Rande der Gobi Wüste liegt. Dort hatten wir endlich die Möglichkeit eine "Public Shower" zu besuchen, die Duschen dort waren ganz in Ordnung. Meine Ansprüche sind während meiner Reise aber ziemlich gesunken: einigermaßen warmes Wasser, vier Wände mit einer verschließbaren Tür sind schon Luxus. An dem Abend durfte ich Feuer machen, da das von unserem Gastgeber gleich wieder ausgegangen war, und wurde von den anderen scherzhaft zur Königin des Feuers gekürt. Von da an war ich für den Rest unseres Trips dafür zuständig.

Der nächste Tag wurde sehr spannend. Wir hatten viel vor und mussten uns von einem Mitglied unserer Gruppe verabschieden. Außerdem waren wir uns nicht immer sicher, ob wir uns auf dem richtigen Weg befanden. Ob wir auch wirklich am Ziel angekommen sind, schreibe ich beim nächsten Mal...

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Kommentare: 1
  • #1

    Jochen (Mittwoch, 09 Dezember 2015 16:03)

    Hallo Sabine ! Sehr, sehr toll. In weiß (mit Schnee) ist das sicher ein ganz besonderes Erlebnis. Ich hoffe, du hast dich in das Kamelmelken einweisen lassen, damit du auch noch was nützliches im Urlaub lernst !

    Viel Spaß und halt uns auf dem laufenden!
    Grüße Jochen