Gobi Trip Teil 2 - Fische und Poker

Am vierten Tag hatten wir ausnahmsweise drei Ziele, die alle sehr nah beieinander liegen: Yoliin Am, die Eisschlucht; Khongoriin Els, das größte Dünenfeld in der Mongolei und Bayanzag, die roten Klippen. Da unser Engländer am nächsten Tag zurück in Ulaanbaatar sein musste, hatte er für diese Ausflüge einen eigenen Fahrer. Wir fuhren nach Bayanzag weiter nach Norden zu unserem nächsten Ger, während er zurück nach Dalanzadgad gebracht wurde. Den Weg zur Eisschlucht legten wir aber noch alle gemeinsam in unserem Bus zurück.

Diesmal gibt es ein kleines Video. Es zeigt genau eine Stunde unserer Fahrt im Zeitraffer.

Viel Spaß!

 

"Somos perdidos!“

Nach einer spektakuläre Fahrt durchs Gelände erreichten wir den Eingang von Yoliin Am. Die Schlucht mussten wir zu Fuß durchqueren, dabei kamen wir an zahlreichen Schildern vorbei, die auf außergewöhnliche Gesteinsformationen hinwiesen, wie zum Beispiel "das Kamel“. Irgendwie kam mir das bekannt vor... Die Schlucht an sich war sehr schön, aber den gefrorenen Wasserfall am Ende hatten wir uns etwas eindrucksvoller vorgestellt. Die Klamm ist so eng, dass sich das Eis und der Schnee bis in den Sommer halten. Bei einer Temperatur von über 20°C sind Schnee und Eis wohl etwas spannender, als bei -10°C. 

Ursprünglich sollten wir im Anschluss Khongoriin Els besuchen, doch der viele Schnee, der in diesem Jahr gefallen war, machte den Weg dorthin zu gefährlich. Als Alternative wurde uns eine "mittlere Sanddüne“ angeboten, diesmal fuhr der andere Fahrer in seinem Bus vor und wir folgten. Unser Fahrer Baatra wurde mit der Zeit immer unruhiger und dann hielten wir plötzlich an. Es gab eine Diskussion auf mongolisch, wir drehten um und die Fahrt ging weiter. Eigentlich hätten wir schon längst ankommen sollen. Die neu eingeschlagene Richtung schien Baatra nicht wirklich zu beruhigen und bald zeigte sich auch der Grund. Wir konnten einen kurzen Blick auf Bayanzag erhaschen, was bedeutete wir waren viel zu weit nach Norden gefahren! Es gab eine weitere mongolische Diskussion, wir drehten wieder um und fuhren weiter. "Somos perdidos!“ ("Wir sind verloren!“), scherzte ich mit den Spaniern.

Nach ungefähr zwanzig Minuten erreichten wir eine kleine Sanddüne, in deren Windschatten wir unser etwas spätes Mittagessen genossen und stellten fest, dass wir definitiv nicht dort waren, wo wir eigentlich sein sollten. Ich war etwas enttäuscht, romantischerweise hatte ich mir eine riesige Dünenlandschaft mit unendlich viel Sand vorgestellt. Stattdessen stand ich auf einer winzigen Düne in einem kleinem Sandfeld, das in Mitten der von etwas Schnee und vertrockneten Grasbüscheln bedeckten Steppe lag. Immerhin erreichten wir unser letztes Ziel die Roten Klippen, eine rötliche Sandsteinformation, in der immer noch zahlreiche Fossilien zu Tage gebracht werden. Der Wind blies so stark, dass ich Schwierigkeiten hatte still zu stehen um Fotos von der schönen Aussicht zu machen. Anschließend mussten wir uns von Joe verabschieden und freuten uns auf unser warmes Ger, diesmal sogar ein richtiges mit zwei Lagen Filz isoliertes Winterger. An diesem Abend begannen wir unsere Pokerrunden, bei denen wir aus Ermangelung an Alternativen Snackfische als Einsatz benutzten. "Ich erhöhe um zwei Fische!“ wurde bald zu einem häufig gesagten Satz.

Bayanzag - The Red Cliffs
Bayanzag - The Red Cliffs

Da war keine Tür!

Der nächste Morgen begann mit einem Ereignis, über das ich zum Glück mittlerweile selbst lachen kann. Das Plumpsklo war wie immer einige hundert Meter von unserem Ger entfernt, nur diesmal gab es eine neue Herausforderung: Da war keine Tür! Es nachts im Dunkeln zu benutzen, war nicht so schlimm. Bei Tageslicht war es schon schwieriger. Kurz bevor wir aufbrachen, konnte ich mich dann überwinden. (Hauptsächlich da die bevor stehenden vier Stunden Autofahrt sonst schwer auszuhalten gewesen wären.) Ich versuchte mich zu beeilen. Kurz bevor ich fertig war, bog unser Gastgeber um die Ecke, machte einen erstaunten Satz zurück und verschwand wieder. Etwas peinlich berührt kehrte ich zum Auto zurück, in dem schallendes Gelächter herrschte. Alle hatten den Vorfall von dort aus gesehen. Das nächste Mal gehe ich früher... 

Ongiin Khiid
Ongiin Khiid

Am Nachmittag erreichten wir die Ruinen des Ongi Kloster. Es war eine der größten Klosteranlagen der Mongolei, bis sie 1939 von der kommunistischen Regierung zerstört wurde. Wir hatten, wie fast jeden Tag, einen strahlend blauen Himmel und spazierten bis zum Sonnenuntergang zwischen den Ruinen durch den Schnee. Unsere Unterkunft war diesmal eine besondere Doppel-Ger-Konstruktion, an das Küchenger schloss sich das Schlafger, mit einem imposanten buddhistischem Hausaltar, direkt an. Während unseres Besuchs konnten wir unseren Gastgeber bei seinen Gebeten beobachten. Später am Abend kamen sehr viel Besucher und saßen in einer großen Runde im vorderen Ger, während wir uns etwas überfordert im Schlafger wunderten wie so viele Menschen auf so engem Raum Platz finden. Dabei fiel uns ein weiterer Besucher auf, der auf den warmen Dachfenster saß, eine schwarze Katze. Die Nacht verbrachten wir gemeinsam mit der Familie im hinteren Ger. Da nicht genug Betten für alle vorhanden waren, wurden zusätzlich Teppiche und Decken auf dem Boden zum Schlafen ausgebreitet. In der Mongolei ist das üblich, hier gibt es keinen Platz für Gästebetten.

Ozu, pisha què caló! - Was für eine Hitze!

Aufgrund der schlechten "Straßen"verhältnissen sollten wir vor Kharkhorin noch einen Zwischenstopp einlegen. Aber Baatra hatte sich erkundigt und versicherte uns, dass wir es auch an einem Tag dorthin schaffen würden. (Damit gewannen wir einen Tag am White Lake.) Wir konnten aber nicht die übliche Route fahren und bekamen eine eindrucksvolle Vorführung des "mongolischen Navigationssystems". Wir mussten uns mehrmals nach dem Weg erkundigen, dazu fuhren wir zum nächst gelegenen Ger und hupten so lange bis jemand heraus kam, manche sogar noch im Schlafanzug. Dann wurde uns freundlich der Weg beschrieben, als sei es das normalste der Welt, morgens von einem Unbekannten gestört zu werden. Ich bin immer noch fasziniert, dass Baatra den richtigen Weg gefunden hat. Es gibt weder Schilder, noch eindeutige Straßen oder andere Orientierungspunkte (zumindest habe ich keine bemerkt). Als wir am späten Nachmittag in Kharkhorin ankamen, konnten wir endlich wieder eine der öffentlichen Duschen genießen. Ihr Effekt hielt leider nicht lange an. Unser Ger wurde von einem rotglühendem Ofen geheizt, so dass wir sogar in Shorts noch schwitzten.

Vielleicht war die Hitze auch der Grund, warum wir unseren gesamten Biervorrat austranken. Gegen 23 Uhr überredeten wir Baatra mit uns Nachschub zu holen. Er meinte, ein kleiner Laden um die Ecke sei noch geöffnet, doch wir standen vor verschlossener Tür. Wir wollten schon enttäuscht zurück gehen, als Baatra anfing gegen die Tür, die Fenster und später auch gegen das Tor zur Einfahrt zu hämmern. Nichts rührte sich und wir wollten erneut den Rückzug antreten. Aber Baatra zückte sein Telefon und rief unsere Gastgeberin an, die wiederum die Besitzer des Ladens anrief und ein paar Minuten später öffneten uns zwei Frauen im Schlafanzug die Tür. Wir fühlten uns etwas unbehaglich, so viele Umstände verursacht zu haben und unser Einkauf fiel größer aus als geplant. Die Entscheidung eine Flasche Wodka mitzunehmen war vielleicht nicht die Beste...

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Kommentare: 1
  • #1

    Jochen (Freitag, 08 Januar 2016 13:55)

    Hallo Sabine !
    Wunderschön !
    Ihr habt sogar ein Klohäuschen? Wir sind damals mit unserer Truppe ohne Klo ausgekommen - nur freie Natur. Klappt wunderbar.
    Ihr fangt erst jetzt an Wodka zu trinken :-) ???
    Liebe Grüße
    Jochen