Die Transsibirische Eisenbahn - Teil 1 von Moskau bis Irkutsk

Der erste Teil meiner Reise mit dem Nachtzug zurück nach Moskau gehört offiziell eigentlich noch nicht zur Strecke. Nach meinen guten Erfahrungen auf der Hinfahrt nach Sankt Petersburg beschloss ich, dass ich diesmal für etwas mehr Abenteuer bereit war, also buchte ich die 3. Klasse. Sie unterscheidet sich eigentlich nur darin, dass es keine Abteile gibt.

Auf einer Seite sind zwei Betten übereinander am Gang entlang gelegen und die anderen vier, wie in einem Abteil angeordnet nur ohne Tür. Dann gibt es jeweils eine Gepäckablage über dem oberen Bett.

Man schläft also quasi mit vielen fremden Menschen in einem Raum. Für eine Nacht war es auf jeden Fall in Ordnung und ich hab auch ganz gut geschlafen. Aber ich war doch froh, dass ich für die vier Nächte von Moskau nach Irkutsk wieder ein Abteil gebucht hatte.


Vier Frauen auf 4m²

5191 km Strecke bis Irkutsk lagen vor mir, als ich in den Zug Nr. 20 bis Peking stieg. Dieser Zug besteht nur aus 1. und 2. Klasse, in der 1. Klasse befinden sich nur zwei Betten pro Abteil, ansonsten sind die Klassen identisch. Ich hatte ein 2. Klasse Abteil gebucht und befand mich nun mit drei unbekannten Frauen, von denen keine Englisch sprach, auf nicht mal 4m².

Die Abteile sind ca. 2m lang und vielleicht 1,5m breit, die unteren Betten kann man tagsüber hochklappen, damit man dort sitzen kann. In der Mitte vor dem Fenster befindet sich ein kleiner Tisch, an dem man essen kann. Die meisten Einheimischen, die mit dem Zug reisen, bringen sich das Essen selbst mit. Am Anfang des Waggons gibt es kostenloses heißes Wasser aus einem Samowar, der mit einem Holzkohleofen betrieben wird, damit kann man seine Mahlzeiten zubereiten und natürlich auch Tee oder Kaffee. Für Anfänger wie mich und natürlich auch alle anderen gibt es einen Restaurant Wagen, in dem man erstaunlich gutes Essen bekommt.

Der Zug setzte sich planmäßig um 23:50 Uhr in Bewegung, nachdem das Gepäck verstaut war und ich mich eh nicht mit meinen "Mitbewohnerinnen" unterhalten konnte, legte ich mich ziemlich bald schlafen, denn sehen kann man um die Uhrzeit draußen auch nichts. Die Erste stieg schon gleich am nächsten Morgen um 5 Uhr in der Früh aus, so dass wir zumindest ein bisschen mehr Platz hatten. Für mich ging es mogens dann erstmal durch fünf Waggons zum Speisewagen. Das war schon ein Abenteuer für sich von einem Wagon zum nächsten zukommen, zwischen ihnen ist es nämlich kalt, zugig, wackelig und extrem laut. Nach meinem Frühstück, bestehend aus einer Tasse Instantkaffee und einer trockenen Scheibe Weißbrot mit Marmelade, hatte ich den ganzen Tag zum Lesen, entspannen und aus dem Fenster schauen bis es Abends wieder zum Essen ging. Diesmal hab ich aber besser bestellt und ein sehr leckeres Essen bekommen und natürlich musste ich dazu das lokale Bier Baltika probieren.

Von Langeweile keine Spur...

Ich hatte also insgesamt vier Nächte und drei Tage an Bord des Zuges. Es ist nicht leicht die Reise zu beschreiben und ein Gefühl dafür zu vermitteln. Vor allem da man sich bestimmt schwer vorstellen kann, dass mir in der ganzen  Zeit nicht ein einziges Mal langweilig gewesen ist. Es ist eine Abwechslung aus einer merkwürdigen Routine, die sich einstellt, wie zu bestimmten Zeiten in den Speisewagen zu gehen, und Entspannung. Natürlich ist Alles auf eine Art und Weise trotzdem neu und spannend. Man kann an den vielen Halten den Zug verlassen um schnell am Kiosk etwas zu kaufen, auf Russisch, und dann stolz darüber sein, dass man sich verständigen konnte, oder man bleibt gemütlich in seinem Bett liegen und liest ein Buch.

Dazu kommt noch ein traumhafter Ausblick aus dem Fenster. Ich konnte mich kaum satt sehen an den endlosen Birkenwäldern im Schnee, als einzige Abwechslung ab und zu mal ein kleines Dorf mit niedlichen Holzhäuschen, das sich an ein einen Hang schmiegt. Irgendwann wurden aus den Birken Nadelbäume und manchmal war es flach, manchmal hügelig. Die vorbeiziehende Landschaft zu beobachten, versetzt einen in den Zustand unglaublicher Ruhe und Zufriedenheit.

Zusätzlich gab es noch die zaghaften Versuche mich mit meinen Mitreisenden zu unterhalten, die meistens etwas schleppend über den Google Translator verliefen. Erstaunlicherweise hat man sich doch irgendwie besser kennen gelernt. Die Dame, die mit mir bis Irkutsk gefahren ist, war am Ende sehr besorgt darüber, ob ich auch genug warme Kleidung dabei habe und auch wirklich vom Bahnhof abgeholt werde. 

Man hat die echte Transsib Erfahrung gemacht, wenn man mitten in der Nacht aufwacht, weil irgendetwas nicht stimmt. Dann stellt man erstaunt fest, dass nur der Zug angehalten hat und das rhythmische Schaukeln und die Geräusche fehlen. Ich bin gespannt, ob ich in Irkutsk ohne überhaupt noch schlafen kann...

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Donnerstag, 05 November 2015 16:50)

    Klingt einfach fantastisch :) wäre gern dabei!